Tote zu begraben und Trauernden beizustehen, ist uns Christen aufgetragen, denn sie führen zur Mitte unseres Glaubens!
Im Gottesdienst empfehlen wir unsere Verstorbenen dem Erbarmen Gottes und bitten, dass Gott ihr Leben in seinem Licht vollende. Wir tun es in der Hoffnung, dass unsere Verstorbenen in ihm Frieden und ewige Heimat finden und in der Überzeugung, dass wir über den Tod hinaus mit ihnen verbunden bleiben.
Dank und Bitte für die Verstorbenen, Ermöglichung der Trauer sowie die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit sind zentrale Elemente des kirchlichen Totengedenkens. Der Glaube, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern das Tor zu einem neuen Leben, schenkt Hoffnung und Trost.

Gerade weil die Bestattungskultur im Wandel ist und die Kirche längst nicht mehr die tonangebende Instanz, ist es wichtig, das christliche Profil herauszustellen und zu stärken. Wie wir uns von den Verstorbenen verabschieden und sie bestatten, bringt zum Ausdruck, was wir glauben. Deshalb sollen zentrale Aspekte christlicher Begräbniskultur neu in Erinnerung gerufen werden:
- Aufbahrung und Totengebet sind Teil einer ausgeprägten Totenkultur und verdienen besondere Aufmerksamkeit. Sie ermöglichen eine würdige Verabschiedung und helfen, die Tage des Abschieds intensiver zu gestalten. Die Totenwache schenkt Zeit zum Abschiednehmen und erleichtert dadurch die Trauerarbeit. Das gemeinsame Gebet für den Verstorbenen soll daher an einem der Abende zwischen Tod und Begräbnis stattfinden. Neben dem traditionellen Rosenkranzgebet können auch andere Gottesdienstformen in Betracht gezogen werden.
- Die Kirche empfiehlt nachdrücklich die Erdbestattung, respektiert jedoch auch die Kremation. Ihr sollte sinnvollerweise die Verabschiedung vom Leichnam vorausgehen. Die Verabschiedung findet in der Regel im Anschluss an den Begräbnisgottesdienst statt. Es ist vorgesehen, den Sarg mit dem Leichnam zum Begräbnisgottesdienst in die Kirche zu bringen. Beim Sarg wird die Osterkerze entzündet. Sie ist ein Zeichen für den auferstandenen Christus, der uns Hoffnung auf ewiges Leben schenkt.
- Die Begräbnisfeier soll allen, nicht nur den Angehörigen und engsten Vertrauten, Möglichkeit geben, sich vom Verstorbenen zu verabschieden (z.B. auch Nachbarn, ehemaligen Arbeitskollegen). Das kirchliche Begräbnis, vor allem die Heilige Messe für den Verstorbenen, ist immer zuerst eine Feier der Kirche und der Pfarrgemeinde. Außerdem verstehen wir das Gebet für unsere Verstorbenen als letzten Liebesdienst. Deshalb entspricht eine Begräbnisfeier „im engsten Familienkreis“ oder „in aller Stille“ nicht dem Sinn eines kirchlichen Begräbnisses.
- Zur Erdbestattung gehört das Einsenken des Sarges in das Grab. Dieser Ritus gibt der Feier der „Beerdigung“ den Namen. Das bloße Hinstellen und Nichtversenken des Sarges ist unangemessen, weil das Begräbnis damit nicht abgeschlossen ist. Die Trennung von der verstorbenen Person, die deutlich zum Ausdruck gebracht wird, sowie der daraus entstehende Schmerz gehören wesentlich zur Trauerbewältigung.
- „Anonyme Bestattung“ bedeutet Beisetzung der Urne auf einem eigenen Rasenfeld oder einer ausgewiesenen Waldfläche ohne Kennzeichnung der einzelnen Grabstellen. Weil Gott uns beim Namen gerufen hat, widerspricht ein „anonymes Begräbnis“ dem christlichen Menschenbild. Nicht ein namenloses Etwas wird begraben, sondern ein von Gott geliebtes Kind mit einem konkreten Namen. Der Name ist wesentlich für eine Person. Deshalb lehnt die Kirche eine anonyme Bestattung ab, auch, weil sich dahinter oft pantheistische und naturreligiöse Deutungen verbergen. Die Vorstellung einer bloßen Rückkehr in den Kreislauf der Natur widerspricht dem Glauben an die Auferstehung der individuellen Person. Ausdrücklich abgelehnt wird auch das Ausstreuen der Asche eines Verstorbenen in der Natur.
- Das Grab am Friedhof mit Namen, Geburts- und Todesdatum sowie das Kreuz als christliches Symbol bringen zum Ausdruck, dass die Verstorbenen immer in einem größeren sozialen Umfeld gelebt haben, in einer Dorfgemeinschaft bzw. in der Stadt und dass der Verstorbene getauft worden ist und als Christ der Kirche angehört hat. Im Gottesdienst der Kirche werden die Toten beim Namen genannt, für sie gebetet und dadurch im Gedächtnis bewahrt. Gott hält unsere Verstorbenen in seinem Gedächtnis lebendig und er vergisst niemanden – auch nicht die, die von ihren Mitmenschen längst vergessen sind.
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- Der Friedhof als öffentlicher Raum erinnert an die Präsenz des Todes im Leben und hält die Frage nach den Toten und ihrem Geschick wach. Er macht deutlich, dass ein verstorbener Mensch nicht nur für die engsten Verwandten Bedeutung hatte, sondern in vielfältigster Weise mit anderen in Beziehung stand. Trauer und Totengedenken brauchen einen konkreten Ort und konkrete Zeichen.
- Über das Begräbnis hinaus setzt sich das Totengedenken in verschiedener Weise fort, etwa beim Jahresgedächtnis oder an Allerheiligen/Allerseelen, wenn allgemein der Verstorbenen gedacht wird und die Gräber gesegnet werden. In jeder Heiligen Messe wird für die Toten gebetet bzw. wird ausdrücklich der Verstorbenen gedacht.
- Ein kirchliches Begräbnis für einen Verstorbenen, der aus der Kirche ausgetreten ist, ist möglich, wenn der Verstorbene im Blick auf sein Begräbnis ein Mitwirken der Kirche nicht ausdrücklich ausgeschlossen hat, jedoch nur in der Aufbahrungshalle und beim Grab.
Es ist wichtig, sich von Verstorbenen zu verabschieden und den Schmerz und die Trauer zuzulassen. Vielleicht kann Dankbarkeit aufsteigen – Dankbarkeit dafür, dass mit diesem Menschen, der jetzt fehlt, Schönes und Gutes erfahren werden durfte. Als Christen leben wir aus dem Glauben, dass der Tod Durchgang zu einem neuen Leben bei Gott ist und dass seine Macht auch im Tod nicht zu Ende ist.
Christliches Totengedächtnis eröffnet Raum für Trauer und Klage. Vor allem wird die Hoffnung auf den Gott des Lebens und auf die Auferstehung artikuliert. Darum kann der Apostel Paulus schreiben: „Trauert nicht wie die, die keine Hoffnung haben“ (1 Thess 4,13). Der Tod hat nicht das letzte Wort, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Deshalb haben diejenigen, die an Christus glauben, die unverwüstliche Hoffnung, dass Gott auch sie zu neuen Leben auferwecken wird. Das ist der Trost, den der Glaube schenken kann.
Jakob Patsch | 2025
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