Am 21. August 1942 wird in Brandenburg bei Berlin der aus Tirol stammende Ordensmann Franz Reinisch durch das Fallbeil hingerichtet. Der Pallottinerpater ist der einzige katholische Priester im Dritten Reich, der den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigert. Dabei beruft er sich auf sein Gewissen, das ihn unbedingt in Pflicht nimmt. Die Kraft zu dieser Entscheidung erwächst ihm aus dem Glauben. 2013 wird in Trier der Seligsprechungsprozess für Franz Reinisch eingeleitet und auf diözesaner Ebene abgeschlossen.

Franz Reinisch wird am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren. Er stammt aus einer tiefgläubigen Tiroler Familie. Sein Vater Dr. Franz Reinisch ist Finanzbeamter und wird in Franz Reinischs Kinderzeit oft versetzt. So zieht die Familie – Franz hat vier Geschwister – von Feldkirch nach Bozen, Bruneck und schließlich nach Innsbruck. Hier besucht er die Volksschule, später mit seinem Bruder Andreas das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol. Nach der Matura im Jahr 1922 studiert er zunächst Rechts-wissenschaft in Innsbruck und später ein Semester Gerichtsmedizin in Kiel. In dieser Zeit fasst er den Entschluss, Priester zu werden.

Er studiert Theologie, tritt in das Priesterseminar Brixen ein und wird 1928 in Innsbruck zum Priester geweiht. Noch im selben Jahr schließt er sich der Gemeinschaft der Pallottiner an und wirkt an verschiedenen Orten in Süddeutschland und Österreich als Seelsorger. Im Jahr 1933 kommt er in Kontakt mit der Schönstatt-Bewegung. Schönstatt mit seiner marianischen Spiritualität wird ihm zur neuen geistlichen Heimat.

Weil er in Predigten und Vorträgen offen die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit dem Weltbild des Nationalsozialismus zur Sprache bringt, gerät er ins Fadenkreuz der Gestapo. Seine regimekritischen Äußerungen bringen ihm ein Predigt- und Redeverbot ein, worauf er im Untergrund weiterarbeitet.

Keinen Eid auf diesen Führer!

Als Franz Reinisch im Frühjahr 1942 den Einberufungsbefehl in die Wehrmacht erhält, steht für ihn fest, dass er auf den „Führer" keinen Eid ablegen werde. Er habe sein Gewissen genau geprüft und müsse sich selbst treu bleiben. Er weiß, diese Entscheidung, die in ihm allmählich heranreift und um die er leidenschaftlich ringt, bedeutet den sicheren Tod. Doch er ist bereit, für seine Überzeugung im wahrsten Sinn des Wortes „seinen Kopf hinzuhalten".

Die Entscheidung, den Treueschwur auf Adolf Hitler zu verweigern, stößt auf Unverständnis und bringt Reinisch auch in Konflikt mit seinen Ordensoberen. Er ist überzeugt, von Gott auf diesen Weg gerufen zu sein und bleibt bei seinem Entschluss. Er geht absichtlich einen Tag zu spät zu seiner Einberufung, verweigert den Fahneneid, wird inhaftiert, nach Berlin-Tegel gebracht und vor das Reichskriegsgericht gestellt. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft" wird Franz Reinisch schließlich zum Tod verurteilt und am 21. August 1942 in den frühen Morgenstunden in Brandenburg-Görden enthauptet. Er ist 39 Jahre alt und der einzige katholische Priester, der den Fahneneid auf Hitler verweigert und hingerichtet wird.

Franz Reinisch leistet Widerstand aus dem Glauben, verweigert getreu seiner innersten Überzeugung den Eid auf Hitler, will eher sein Leben hingeben als gegen sein Gewissen handeln. Er will sich von dem menschenverachtenden, rassistischen und gottlosen Regime des Nationalsozialismus nicht vereinnahmen lassen. Und mit dem Eid wäre er zu einem Mitläufer geworden. Sein prophetischer Protest kostet ihn den Kopf. Der Ordensmann ist Anwalt für ein Gewissen, das über jeder irdischen Autorität steht und sich allein Gott verpflichtet weiß. Gut zwei Jahrzehnte nach seinem gewaltsamen Tod betont das Zweite Vatikanische Konzil die Würde des Gewissens, „die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist" (Gaudium et spes Nr. 16). Zu Recht wird P. Franz Reinisch als „Märtyrer des Gewissens" bezeichnet. Er mahnt uns, dem Gewissen zu folgen und dort, wo es angebracht ist, nicht zu schweigen, sondern die Stimme zu erheben und die eigene Überzeugung entschieden zu vertreten.

„Wenn ich an P. Reinisch denke, fällt mir immer ein Granitblock in einem hochwasserführenden, rauschenden Bergbach ein, an dem die erdbraunen Fluten zerschellen und der Gischt nach allen Seiten stäubt. Das war seine Rolle in jener Flut, die über Tirol im Jahre 1938 hereinbrach und in diesem Land zur radikalsten Kirchenverfolgung im damaligen deutschen Reich führte", würdigte ihn der verstorbene Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher. Und er fährt fort: „Ich weiß, dass das, was er getan hat, nicht einfach von jedem Christen verlangt war. Aber weil ich weiß, wie schwer jene Tage und Bedrängnisse waren, neige ich mich in Ehrfurcht vor diesem granitenen Gewissen."

Jakob Patsch

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